Im Zeichen der ewigen Wiederkehr verbindet Benjamin, der Ende 1937 auf die kleine kosmologische Abhandlung L’éternité par les astres [Die Ewigkeit durch die Sterne] stößt, den Autor, Louis-Auguste Blanqui, mit Baudelaire und Nietzsche. Von da an gewinnt die ewige Wiederkehr einen zentralen Stellenwert in Benjamins Analyse der Moderne. Seine Überlegungen sind in vielen Hinsichten den dramatischen Jahren ihrer Entstehung verpflichtet. Die Anwendung eines bereits in sich problematischen Mythoskonzepts auf Nietzsche ist wenig hilfreich, die Verbindung mit Blanquis Kosmologie führt auch zu Missverständnissen, und Benjamin entgeht der Zusammenhang zwischen dem für ihn selbst zentralen Anliegen einer ‚Erlösung‘ der Vergangenheit und Zarathustras Gedanken der ewigen Wiederkehr. Dennoch ist die eigenwillig hergestellte spannungsgeladene Konstellation theoretisch produktiv. Benjamin deutet das ‚Doppelgesicht‘ von Nietzsches ewiger Wiederkehr im Rahmen seiner eigenen Theorie eines Strukturwandels der Erfahrung in der Moderne. Einerseits wird die ewige Wiederkehr mit den sich nun durchsetzenden vielfachen Formen technischer Reproduktion und zwanghafter Repetitivität verbunden. Andererseits erscheint sie auch als Ausgleich für unwiederbringlich Verlorenes. Ist die Kompensation nun eine durch und durch illusorische? Und/oder enthalt sie doch auch ein ‚Motiv der Rettung‘? Am Leitfaden dieser Fragen geht der Aufsatz der ‚Polyphonie‘ und dem heuristischen Potential von Benjamins Bemerkungen zu Nietzsches Wiederkunftsgedanken nach.

„Das Neue und Immergleiche“. Benjamin, Nietzsche und die ewige Wiederkehr

Brusotti, Marco
2017-01-01

Abstract

Im Zeichen der ewigen Wiederkehr verbindet Benjamin, der Ende 1937 auf die kleine kosmologische Abhandlung L’éternité par les astres [Die Ewigkeit durch die Sterne] stößt, den Autor, Louis-Auguste Blanqui, mit Baudelaire und Nietzsche. Von da an gewinnt die ewige Wiederkehr einen zentralen Stellenwert in Benjamins Analyse der Moderne. Seine Überlegungen sind in vielen Hinsichten den dramatischen Jahren ihrer Entstehung verpflichtet. Die Anwendung eines bereits in sich problematischen Mythoskonzepts auf Nietzsche ist wenig hilfreich, die Verbindung mit Blanquis Kosmologie führt auch zu Missverständnissen, und Benjamin entgeht der Zusammenhang zwischen dem für ihn selbst zentralen Anliegen einer ‚Erlösung‘ der Vergangenheit und Zarathustras Gedanken der ewigen Wiederkehr. Dennoch ist die eigenwillig hergestellte spannungsgeladene Konstellation theoretisch produktiv. Benjamin deutet das ‚Doppelgesicht‘ von Nietzsches ewiger Wiederkehr im Rahmen seiner eigenen Theorie eines Strukturwandels der Erfahrung in der Moderne. Einerseits wird die ewige Wiederkehr mit den sich nun durchsetzenden vielfachen Formen technischer Reproduktion und zwanghafter Repetitivität verbunden. Andererseits erscheint sie auch als Ausgleich für unwiederbringlich Verlorenes. Ist die Kompensation nun eine durch und durch illusorische? Und/oder enthalt sie doch auch ein ‚Motiv der Rettung‘? Am Leitfaden dieser Fragen geht der Aufsatz der ‚Polyphonie‘ und dem heuristischen Potential von Benjamins Bemerkungen zu Nietzsches Wiederkunftsgedanken nach.
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